Es ist das Wahrzeichen der Hansestadt und eines der beliebtestes Fotomotive von Touristen und Einheimischen gleichermaßen: das Lüneburger Rathaus.
Generationen haben an diesem Gebäude mehr als 700 Jahre gebaut. Die Nordseite des Rathauses besteht aus vielen aneinander gereihten Gebäuden. Der Komplex ist 111 Meter lang und etwa 40 Meter breit. Es diente der führenden Oberschicht als Versammlungsort, als Gerichtssitz, für die Verwaltung und zur Repräsentation. Heute zählt das Rathaus zu den größten und bedeutendsten Deutschlands. Allein die Schaufassade und die barocke Turmlaterne mit dem berühmten Meissner-Porzellanglockenspiel sind ein Hingucker. Die Fassade spiegelt die politische und wirtschaftliche Macht, aber auch die Repräsentationslust vergangener Generationen wider. Ursprünglich im Jahr 1330 im gotischen Stil erbaut, trug sie einst fünf hohe Türme, die nach einem Wetterschaden im Renaissance-Stil umgestaltet wurde.
Das älteste Gebäudeteil ist allerdings das so genannte Gewandhaus. Es stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. Einst dient es nicht nur als Versammlungsort und Sitzungssaal, es war auch ein Kaufhaus. Davon zeugen heute noch die mittlerweile zugemauerten Rundbögen, die wohl damals freien Blick auf die feilgebotenen Waren boten. Heute beherbergt der Raum das Lüneburger Tafelsilber. Allerdings nur die originalgetreuen Kopien. Die Originale sind im Berliner Kunstgewerbemuseum ausgestellt.
Nur wenig jünger ist das Niedergericht an der Ecke unter den Arkadenbögen des Rathauses in Richtung Marktplatz. Es wurde 1389 erbaut. Hier wurden einfache Delikte, wie zum Beispiel Schlägereien, Beleidigungen und kleine Diebstähle öffentlich verhandelt. Das Patriziat, die Lüneburger Salzherren, stellte zu damaligen Zeiten den Stadtrat und saß neben dem herzoglichen Vogt zu Gericht. Die Gerechtigkeitsszenen an den Wänden hinter dem schmiedeeisernen Zaun sind immer noch gut zu sehen. Prozesse, bei denen über „Haupt, Haar und Hand“ entschieden wurde, fanden in der Gerichtslaube innerhalb des Rathauses statt. In Lüneburg wurde über 750 Jahre lang die Strafgerichtsbarkeit ausgeübt. Wie wichtig das dem Rat war, ist ist daran zu erkennen, dass Justitia immerhin zweimal an der Rathausfassade vertreten ist.
Die Gerichtslaube wurde um 1330 im gotischen Stil gebaut. Es hat ein wunderschönes Tonnengewölbe. Damit die Ratsherren es bei ihren Sitzungen angenehm hatten, verfügte dieser Raum über Glasfenster, einem kleinen Abort für die Notduft, ein Hinterzimmer für interne Beratungen, einen großen Kamin und sogar über eine Fußbodenheizung. Doch diese Raum wurde alsbald zu klein für das aufstrebende Lüneburg. Etwas größeres und repräsentativeres für die mächtige Hansestadt musste erreichtet werden.
Der Fürstensaal war zur damaligen Zeit eine architektonische Meisterarbeit: Errichtet Mitte des 15. Jahrhunderts ist er mit seinen rund 34 Meter Länge ohne Säulen ein Novum. Hier luden die Ratsmitglieder ihre Gäste aus dem Hansebund zu opulenten Menüs und Feiern ein. Hier tagten und tanzten das damalige Who-is-Who des Hansebundes. Hier zeigten die Lüneburger ihren Reichtum. Zig Gemälde der Fürsten des Hauses Braunschweig-Lüneburg zieren die Wände, gewaltige Geweihleuchter und mehr als 360 Kronleuchter spendeten Licht.
Vor dem Fürstensaal wurde dann zuletzt die barocke Schaufassende 1604 bis 1607 zur Marktseite gesetzt. Sie ist heute das touristische Highlight eines jeden Lüneburg-Besuchers.
Hier noch ein kleiner Tipp: Vom Rathausgarten aus haben Besucherinnen und Besucher nicht nur einen schönen Blick auf das Gebäude-Ensemble, sondern auch auf das Glockenspiel aus Meißener Porzellan in der Turmlaterne. Derzeit wird das Glockenspiel repariert. Doch in der frostfreien Zeit spielen die 41 Glocken morgens um 8 Uhr und mittags um 12 Uhr Volksweisen und am Abend um 18 Uhr immer das Lied „Der Mond ist aufgegangen“. Alle zu hörenden Melodien des Glockenspiels stammen aus der Feder des Lüneburger Komponisten Johann Abraham Peter Schulz.
Vom Rathausgarten aus ist auch das ehemalige Stadtarchiv im neugotischen Stil von 1899, die Glasfront der Gerichtslaube und zurückgesetzt die Fenster des Fürstensaals zu sehen.
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