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  • Julia aus Lüneburg

Ein Verein für den Denkmalschutz

Es muss schon ein etwas befremdliches Bild gewesen sein: Da saß ein Mann, vielleicht sogar mit freiem Oberkörper, aber bestimmt mit einer Fellmütze auf dem Kopf, im Sommer 1972 auf dem Dachfirst eines angeblich abbruchreifen Hauses und begann Stück für Stück, den alten Giebel zu restaurieren. Es war das Haus „Auf dem Meere“ 10, das erste, aber eines von vielen Gebäuden in der Lüneburger Altstadt, die, weil sie im Senkungsgebiet der Stadt lagen, abgerissen werden sollten. Curt Pomp konnte das erfolgreich verhindern – mit Überzeugungskraft, Sturheit und Geschick.


Auf dem Meere 10

Er gründete mit anderen Weggefährten zunächst eine Bürgerinitiative und später 1974 den „Arbeitskreis Lüneburger Altstadt“, kurz ALA, zur Rettung der alten Häuser. Mehr als 60 in der Altstadt und weitere fast einhundert Häuser in der gesamten Innenstadt haben er und der Verein vor dem Abriss bewahrt. „Lüneburg sähe heute ganz anders aus, wenn Curt Pomp nicht gewesen wäre“, sagt Christian Burgdorff, der heutige Vorsitzende des ALA. Er setzte sich ebenso wie Pomp schon damals als Student für den Erhalt der Altstadt ein. Kaufte ein Haus „Auf dem Meere“, um es vor dem Abriss zu bewahren. Noch heute lebt er mit seiner Frau dort. „Wir kämpften für den Denkmalsschutz bevor es ihn in Deutschland überhaupt gab“, erinnert sich der Pensionär. „Wir erstellten eine Liste mit allen zum Abriss frei gegebenen Häusern und vermittelten diese an Freunde. So konnten wir die Bauten retten und wussten, dass die neuen Bewohner die Gebäude im Sinne des Denkmalschutzes erhalten werden.“

Der ALA leistete Überzeugungsarbeit und Nachbarschaftshilfe bei Hausbesitzern, sorgte für vorbildliche Restaurierungen nicht nur bei Vereinsmitgliedern und kümmerte sich um die Bergung alter Baumaterialien und deren Wiederverwendung.


Hier wohnt Curt Pomp noch heute

Um auch der Öffentlichkeit die Absichten des Vereins nahe zu bringen, veranstaltete der ALA seit beginn der 80er Jahre die „Alte Handwerkerstraße“ und den „Christmarkt bei St. Michaelis“ im Michaelis-Viertel. Noch heute beliebte Veranstaltungen, die regelmäßig aus ganz Deutschland Besucherinnen und Besucher anlocken. Mit den Erlösen finanzierte der ALA weitere Projekte: Der Alte Kran und das Alte Kaufhaus am Stint, der Kapitelsaal im Michaeliskloster, der Gipsofen am Fuße des Kalkbergs, der Wasserturm, der Speicher „Am Iflock“ und die Restaurierungen der Wandmalereien in der Bahnhofshalle. Auch beim Bau des Salz-Ewers und später dem Prahm, wirkte der ALA mit. Die beiden Schiffe liegen auf der Ilmenau am Stint. Die Nachbauten sind historischen Ursprungs. Ewer beförderten früher das Lüneburger Salz auf Ilmenau und Elbe nach Lauenburg und von dort aus übernahmen die flacheren Prahme die Ladung, um auf dem Stecknitzkanal weiter nach Lübeck zu fahren. Auch machte sich der Verein dafür stark, dass die Saline ein Museum wurde.


Der Salz-Ewer am Stint

In den 80er Jahren setzten sich die Mitglieder des ALA für eine Gestaltungssatzung ein, damit der Charakter der Stadt in ihren historischen Bestandteilen herhalten bleibt. „Wir schufen Stellen wie den Denkmal-, den Stadtbild- und den archäologischen Denkmalpfleger“, so Christian Burgdorff. „Diese Stellen gab es bis zu dem Zeitpunkt nicht. Vieles war learning by doing.“ So war Curt Pomp eigentlich Bildhauer und Grafiker, studierte in Hamburg und finanzierte sich sein Studium als Holzfäller in Lappland. Von dort brachte er auch seine Fellmütze mit, die später zu seinem Markenzeichen wurde.

Christian Burgdorff teilte mit ihm das leidenschaftliche Interesse am Erhalt der Altstadt und unterstützte erst als Student später als Jurist mit Sachkenntnis die Geschicke des ALA. Ohne sie wäre Lüneburg zweifellos heute nicht was es ist: ein Juwel, deren mehr als eintausendjährige Geschichte noch immer im Stadtbild wieder zu finden ist.


 

ALA - Arbeitskreis Lüneburger Altstadt

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